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Paludi-Austausch

Christian Meyer, niedersächsischer Landesminister, diskutiert am GMC zu Paludikultur (Foto: lensescape)

Minister Meyer diskutiert am Greifswald Moor Centrum

23/07/2016  

Welches unternehmerische Potential Paludikultur bieten kann, diskutierte Christian Meyer, Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Niedersachsen, am 22. Juli mit jungen Unternehmern und Mitarbeitern am Greifswald Moor Centrum. Zum öffentlichen Gespräch hatte das GMC gemeinsam mit den Grünen in Vorpommern-Greifswald geladen. Gekommen waren u.a. der Greifswalder Oberbürgermeister Stefan Fassbinder und Ulrike Berger, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag MV.
 Als Minister eines der moorreichsten Bundesländer zeigte sich Christian Meyer sehr interessiert an der Greifswalder Moorforschung, insbesondere den Umsetzungsprojekten zu Erhalt, Wiedervernässung und der nachhaltigen Nutzung von Moorstandorten. Er selbst hat in Niedersachsen, wo über 95 % der Flächen von Entwässerung beeinflusst sind, engagierte Programme und Projekte zum Moor- und Klimaschutz mit initiiert. Eine Chance auch für neue Ideen, Geschäftsmodelle und regionale Wertschöpfung? Ja, so waren sich die Diskutierenden einig. Jedoch sind dafür die politischen Bedingungen anzupassen und Förderanreize zu schaffen. Bisher ist die klimafreundliche Nutzung von Moorböden in Paludikultur schlechter gestellt als die konventionelle, auf Entwässerung basierte Moorbewirtschaftung.
 In Niedersachsen machen Landwirtschaft auf Hoch- und Niedermooren, aber auch Forstwirtschaft und Torfabbau 12 % der gesamten Treibhausgasemissionen des Landes aus. Die Herausforderung, diese Emissionen zu senken, hat die Landesregierung erkannt und will das das Know-how des Greifswald Moor Centrum zur Paludikultur, also der nassen Bewirtschaftung von Hoch- und Niedermooren, einbeziehen.

 

Kleine Torfmoose ganz groß!

Maschinelle Torfmoosernte in Hankhausen (Foto: Ph. Schroeder)

Weltweit erste großflächige Ernte

17/07/2016   Weltweite Prämiere: Im Juli wurden erstmals kultivierte Torfmoose maschinell beerntet! Im niedersächsischen Hankhauser Moor ernteten Wissenschaftler der Universität Greifswald und Mitarbeiter des Torfwerks Moorkultur Ramsloh das seltene Gut von der gemeinsamen Pilotfläche. Als wertvolle Saat brachten sie es sogleich wieder aus – und verdreifachten die Produktionsfläche! Als Auftakt für das Projekt MOOSWEIT ist damit eine insgesamt 13 ha große Versuchsfläche maschinell angelegt. Ein Fernsehteam von NDR Hallo Niedersachsen! war dabei.

Die Torfmooskultur hatten die Projektpartner vor fünf Jahren auf wiedervernässtem Hochmoor angelegt. Die Moose konnten erfolgreich angesiedelt werden und zeigten beträchtliches Wachstum. Torfmoose lassen sich als Substrat im Gartenbau verwenden und bieten damit eine Alternative zum Torf. Bisher gibt es sie nicht als ausreichenden Rohstoff und besonders Saatgut ist knapp. Deshalb forscht MOOSWEIT, finanziert vom Land Niedersachsen, durch EFRE-Mittel und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), an großflächiger Kultivierung, maschineller Ernte und der Regeneration der Dauerkultur.

Torfmooskultivierung ermöglicht zudem eine nachhaltige Nutzung von wiedervernässten Hochmooren (Paludikultur). Bisher werden Moore entwässert, um sie zu nutzen. Das führt zur Freisetzung immenser Mengen an Treibhausgasen. Nasse Moore in Paludikultur dagegen emittieren kaum Treibhausgase, filtern zusätzlich nährstoffreiches Wasser und bilden Lebensräume für seltene Arten. Mehr zur Torfmooskultivierung im Hankhauser Moor bietet die Pressemeldung der Fachagentur für nachwachsende Rohstoff (FNR) sowie die Website www.torfmooskultivierung.de.

 

Gute Praxis auf Moor – geht das?

Workshop im Moorschutzdialog

27/06/2016   Wie lässt sich definieren, wie man auf Moor gut wirtschaftet? Was brauchen Moorflächen, um nicht zu degradieren? Was brauchen Landwirte, um Moorböden nachhaltiger nutzen zu können? Wie wollen wir als Gesellschaft unsere Moore nutzen? Zu einem Fachgespräch über diese Fragen lud der Deutsche Moorschutzdialog gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Moor- und Torfkunde (DGMT) e.V. vom 16.-18. Juni 2016 nach Fohrde bei Brandenburg. Knapp 30 Vertreter aus Wissenschaft, Praxis, Verwaltung und Verbänden diskutierten Aspekte von Wasserregime und Flächenmanagement, die die Moornutzung beeinflussen. Die Teilnehmer aus Landwirtschaft, Naturschutz und Wasserwirtschaft trugen rechtliche und ökonomische Aspekte zusammen, die die Moornutzung in Deutschland derzeit bestimmen. Dabei debattierten sie auch, wie sich eine verbesserte Nutzung durch Gesetzesbestimmungen oder Subventionen gezielt fördern ließe. Als Ergebnis des Workshops entsteht ein Diskussionspapier, dass noch in diesem Jahr veröffentlicht werden soll. Workshop und Diskussionspapier bilden eine Basis für eine breite gesellschaftliche Diskussion zur Etablierung guter fachlicher Praxis auf Moorböden.

 

Druckfrisch II

Buch “Moor-Restaurierung und Ökosystemleistungen“

27/06/2016   „Peatland Restoration and Ecosystem Services: Science, Policy, and Practice“ heißt das erste, ganz aktuelle und umfassende Buch über Moor-Restaurierung und Ökosystemleistungen. Für das 493 Seiten starke englischsprachige Werk hat der Verlag Cambridge University Press nach eigenen Angaben Experten von Weltklasse zusammengebracht, um das Thema aus ökologischer, sozialer und ökonomischer Perspektive zu betrachten. Darüber können sich die GMC-Wissenschaftler freuen – an neun von 20 Kapiteln haben sie mitgewirkt. Das Buch „Peatland Restoration and Ecosystem Services: Science, Policy, and Practice“ gibt es auch als E-Book.

 

Sonnentau gewinnt kultiviert

Preisträger Dr. Jenny Schulz und Balazs Baranyai beim Ideenwettbewerb MV (Foto: pixflut Jessica Brach)

1. Platz x 2 für „SoTaMed“

14/07/2016   Sonnentau innovativ hat das GMC-Forscherteam von Dr. Jenny Schulz und Balazs Baranyai in diesem Sommer zweimal auf Platz 1 gebracht - beim Ideenwettbewerb MV und beim Greifswalder UNIQUE Ideenwettbewerb. „SoTaMed“ heißt die Start-up-Idee des Gründerteams: Als erste Gruppe weltweit können sie die fleischfressende Pflanze, die medizinische Wirkstoffe liefert, auf wiedervernässten Mooren, also Sonnentau in Paludikultur anbauen. Kommerzieller Anbau ist bisher nicht möglich, doch die weltweite Nachfrage aus Sonnentau übersteigt das Angebot aus Wildsammlungen bei weitem. Mit ihren Anbaumethoden können Schulz und Baranyai einen hochwertigen und besonders nachhaltig produzierten Rohstoff anbieten.

Der landesweite Ideenwettbewerb MV, getragen vom Zentrum für Entrepreneurship und der Universität Rostock, will Wissenschaftler sensibilisieren und Ansporn liefern, ihre Ideen in Eigeninitiative weiterzutragen, etwa zu einer Patentierung zu bringen oder sich damit selbstständig zu machen. Der UNIQUE Ideenwettbewerb der Universität Greifswald und des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP).unterstützt Studierende und Forschende der Universität Greifswald bei der Entwicklung ihrer Ideen bis zur Gründung eines Unternehmens. 

 

Auf Großvaters Spuren

Axel Weber (links), Enkel des Moorforschers C. A. Weber, zu Besuch in der Greifswalder Moorbibliothek

C.A. Webers Enkel besucht die Moorbibliothek

09/06/2016   Besonderer Besuch in der Programmbibliothek „Moor und Naturschutz“, Peatland and Nature Conservation International Library (PeNCIL): Axel Weber, der Enkel des wegweisenden Moorkundlers C.A. Weber (1856-1931), machte sich am 9. Juni 2016 mit seiner Frau ein Bild von den Beständen der Bibliothek und der Moorforschung am Greifswald Moor Centrum (GMC). Die Verehrung der Greifswalder Moorkundler für seinen Großvater ist groß: 2002 übersetzte John Couwenberg Webers Grundlagenwerk „Über die Vegetation und Entstehung des Hochmoors von Augstumal im Memeldelta“ (heutiges Litauen) ins Englische und machte das Werk damit einem breiteren Leserkreis zugänglich. In diesem Jahr unterstützen GMC-Mitarbeiter litauische Moorkundler bei der Übersetzung ins Litauische. Seit kurzem bereichert nun die litauische Ausgabe die Bestände der Moorbibliothek, die umfangreich von der Bernhard und Ursula Plettner Stiftung gefördert wird. Damit sich Webers Enkel im August 2016 auch vor Ort auf die Spuren des Großvaters begeben können, vermittelten Greifswalder Wissenschaftler Kontakte zu litauischen Kollegen.

 

Moore beim Bundespräsidenten

Forum für Moor auf Woche der Umwelt

08/06/2016   Schloss Bellevue, Woche der Umwelt, Moore – eine gute Kombination. Auf einem Fachforum während der Woche der Umwelt präsentierte das GMC Initiativen für die Revitalisierung und nachhaltige Nutzung von Mooren in Deutschland und weltweit.
Prof. Michael Succow wurde herzlich von Bundespräsident Joachim Gauck auf der Veranstaltung begrüßt und sein Plädoyer für den Erhalt der Moore und ein Umdenken in der jahrtausendealten Tradition der Moorentwässerung fand grosse Aufmerksamkeit. Beim voll besetzten Fachforum präsentierte Prof. Hans Joosten dazu harte Zahlen zur Klimarelevanz der Moore und eine mögliche Lösung – Paludikultur. Für diese neue, nasse Nutzung der Moore müssen Akteure und Betroffene eingebunden werden. Deswegen bringt das GMC den bundesweiten MoorDialog voran, gefördert von der Nationalen Klimainitiative der Bundesregierung. Die Bedeutung der Moorrevitalisierung über die Landesgrenzen hinaus machte Jozef Bednar (Wetlands International) an einem Projekt der Internationalen Klimainitiative der Bundesregierung in Russland deutlich. Klar wurde: Deutschland muss auch in Zukunft seiner großen Verantwortung für Schutz und Wiederherstellung von Mooren gerecht werden, um seinen Beitrag zum Klimaschutz und Biodiversitätserhalt zu leisten.  Fachforum zu Moor auf der Woche der Umwelt 2016 (Foto: S. Abel)

 

Paludikultur druckfrisch

Neues Fachbuch zur Bewirtschaftung nasser Moore

19.04.2016  Die GMC-Wissenschaftler Dr. Wendelin Wichtmann, Christian Schröder und Prof. Hans Joosten haben das Fachbuch “Paludikultur – Bewirtschaftung nasser Moore" herausgegeben. Auf 288 Seiten bietet das Buch, herausgegeben im Verlag Schweizerbart, umfassende Informationen zu politischen Rahmenbedingungen, Management, Umsetzungen und neuesten Forschungsergebnissen zur Bewirtschaftung nasser Moore. Es erläutert die Prinzipien nachhaltiger Moornutzung und setzt sich ein für die weltweite Umsetzung von Paludikultur als einzig mögliche Form der nachhaltigen Nutzung organischer Böden. Das Buch kann ab sofort beim Verlag bestellt werden.

 

Neue GMC-Angebote

Landwirtschaftsberatung und Torfkurs

5.04.2016  Individuelle Landwirtschaftsberatung zur klimaschonenden Nutzung von Niedermooren ist seit diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern förderfähig und wird unter dem Dach des GMC angeboten. Sie bietet Information zu alternativen Bewirtschaftungsmöglichkeiten nasser Moore und Unterstützung beim Umstellen auf Paludikultur. Reges Interesse am neuen Beratungsangebot zeigte sich bereits bei den Teilnehmern der Tagung „Moorschutz“ Ende März in Güstrow, an der circa 60 Landwirte und Vertreter der Verwaltung teilnahmen. Ansprechpartner für die Beratung ist Dr. Wendelin Wichtmann.

DUENE e.V. bietet zudem im September einen dreitägigen Kurs in Moor- und Torfkunde. Auf dem Programm des Kurses vom 28.09. bis 30.09.2016 stehen u.a. Schulungen zu Ansprache von Torf- und Muddebildungen im Gelände, zur mikroskopischen Überprüfung von Feldansprachen und zu ökologischen bzw. hydrologischen Bildungsbedingungen. Anmeldungen sind ab sofort möglich.

 

Moor einrichten, nicht vernichten

Constructed wetland bei Ueckermünde

5.04.2016  Nicht Moor vernichten, sondern Moor einrichten, das war Ziel einer Bauaktion nahe Ueckermünde (Mecklenburg-Vorpommern) Ende März. Mit dem Einrichten einer nassen Testfläche von 288 m2 können zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Der Landwirt ist interessiert, neue Methoden für Nährstoffrückhalt aus der Landwirtschaft auf seiner Fläche, einem gepolderten Niedermoor, zu testen. Die Wissenschaftler gewinnen neue Erkenntnisse darüber, wie sogenannte „constructed wetlands“ zur Verbesserung der Wasserqualität beitragen können. Als möglicher Nebeneffekt könnte der Landwirt den Aufwuchs als nachwachsenden Rohstoff verwerten und damit zusätzlichen Wert schöpfen.