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Deutlich nachbessern

Für natürliche Kohlenstoffspeicher in der EU

20/2/2022 Zwanzig Umweltorganisationen unter dem Dach des Deutschen Naturschutzrings (DNR), darunter auch die Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum, fordern in einem Positionspapier von Parlament und Rat der Europäischen Union, natürliche Kohlenstoffspeicher und -senken – also auch Moore - besser zu schützen und im Einklang mit dem Arten- und Naturschutz auszubauen. Dafür muss der Entwurf der neuzufassenden Verordnung für Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (Land Use, Land-Use Change and Forestry - LULUCF) nachgeschärft werden. Sonst ließe sich das Ziel der Klimaneutralität auf EU-Ebene bis 2050 und auf nationaler Ebene bis spätestens 2045 nicht erreichen, betonen die Organisationen.
In dem Papier schlagen sie unter anderem vor, das veranschlagte Ziel einer Speicherung von 310 Millionen Tonnen klimaschädlicher Treibhausgasemissionen durch natürliche Senken mindestens zu verdoppeln.
Da Senken bis 2035 mehr Kohlenstoff binden als die Quellen freisetzen müssen, muss auch das Reduzieren von Emissionen aus der Nutzung ein gleichbedeutendes Ziel sein, also zum Beispiel der Stopp von Moorentwässerung und deren Wiedervernässung. Die LULUCF-Verordnung muss Berichtspflichten für Kategorien für Wälder, Äcker, Grünland und Feuchtgebiete enthalten, damit Maßnahmen beurteilt und angepasst werden können.
Die EU-Kommission hatte Mitte Juli dieses Jahres ihre Vorschläge für die veränderte LULUCF-Verordnung als Teil des „Fit-for-55“-Klimapakets vorgelegt. Damit soll die bestehende Gesetzgebung an die neuen Klimazielen für 2030 und 2050 angepasst werden. Nun müssen EU-Parlament und Rat ihre Positionen finden und verhandeln, um dann einen rechtverbindlichen Beschluss herbeizuführen. Die Succow Stiftung als Partner im Greifswald Moor Centrum wird sich gemeinsam mit vielen anderen Organisation weiter für ehrgeizige und umfassende Ziele einsetzen.

Zum Internationalen Tag der Feuchtgebiete 2.2.2022

Broschüre "Moore in Greifswald"

Die Moorseite von Greifswald

27/1/2022 Salzpfanne, Kohlgraben, Schwingboden und Torf zwischen den Zähnen – zum Internationalen Tag der Feuchtgebiete am 2. Februar können Greifswalder selbstständig die Moorseite der Stadt kennenlernen. Die neue Broschüre Moore bei Greifswald von Greifswald Moor Centrum und der Universitäts- und Hansestadt Greifswald führt Spaziergänger*innen auf zwei Touren durch diese Landschaft, die (meist) nicht unheimlich ist, sondern unheimlich wichtig für den Klimaschutz vor der Haustür und weltweit. Warum, das erklären Moorspezialistin Christina Lechtape und die städtische Moormanagerin Annie Wojatschke auch bei einer kostenfreien Führung ab 16 Uhr im Polder Steinbecker Vorstadt. Treffpunkt ist das Schöpfwerk „An der Bleiche“ nahe der Hafenbrücke. Die Broschüre „Moore bei Greifswald“ ist als Download erhältlich oder für eine Schutzgebühr von einem Euro in der Stadtinformation, der Stadtbibliothek und den Greifswalder Buchläden.
Im Stadtgebiet Greifswald liegen ca. 472 ha Moore, die vornehmlich trockengelegt sind und jährlich ca. 7.600 t CO2-Äq. verursachen. Eine enorme Belastung für die Klimabilanz der Stadt, doch gleichzeitig ein großes Potenzial zur Reduktion von Emissionen. Das hat Greifswald erkannt und im vergangenen Oktober die deutschlandweit erste städtische Moormanagerin angestellt. So können hiesige Moore mit weiteren positiven Effekten für die Umgebung revitalisiert werden.
Der 2.2.2022 ist keine Schnapszahl – im Gegenteil: In diesem Jahr wird der weltweite Tag der Feuchtgebiete (World Wetlands Day, WWD)erstmals als von den Vereinten Nationen anerkannter internationaler Tag begangen. Seit 1997 macht er jährlich am 2. Februar auf die Bedeutung der Feuchtgebiete, u.a. der Moore, aufmerksam. Damals wurde die Ramsar-Konvention 1971, das internationale Abkommen zum Schutz der Feuchtgebiete, verabschiedet. Allerdings wurden seitdem 35% der Feuchtgebiete u.a. durch Verschmutzung, Landwirtschaft, Überfischung weiter zerstört. Feuchtgebiete verschwinden dreimal schneller als Wälder. Den Verlust müssen Aktionen zu Erhalt und Wiederherstellung dringend wettmachen. „Wetlands Action for People and Nature" heißt daher das Motto des diesjährigen WWD.

Logo WWD 2022

Neuerscheinung

Buchcover "Deutschlands Moore"

Buch „Deutschlands Moore"

24/1/2022 Frisch gedruckt ist das Buch Deutschlands Moore – Ihr Schicksal in unserer Kulturlandschaft von Prof. em. Dr. Michael Succow, Stifter der Succow Stiftung und Dr. Lebrecht Jeschke, herausgegeben im Verlag Natur&Text. Auf 544 Seiten bildet es die Vielfalt der Moorlandschaften des Landes ab – 115 Orte von den Salzmooren an der Küste, über die Regenmoore Nordwestdeutschlands und die Flusstalmooren im südlichen Ostseeraum bis zu den Mooren der Mittelgebirge, des Alpenvorlandes und Alpenrandes. Das Buch präsentiert naturnahe wie degradierte Moore in allen Teilen Deutschlands. Neben den 908 Fotos machen zahlreiche Tabellen, Grafiken, Infokästen und Karten die komplizierten Zusammenhänge verständlich. Einen Ausblick auf die Zukunft der Moore, ihre Wiedervernässung und ihre nachhaltige Nutzung gibt der Beitrag Dr. Greta Gaudig und Dr. Franziska Tanneberger, Leiterinnen des Greifswald Moor Centrum.

An den Quellen des Nil - Moore?

Nutzung von Papyrus demonstriert in Uganda (Foto: Ja. Peters)

Konferenz der Nile Basin Initiative mit GMC

24/1/2022 Eine 3tägige Konferenz zu Mooren im Einzugsgebiet des Nil hat die Nile Basin Initiative mit Unterstützung der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und Succow Stiftung vom 19.-21.01.2022 in Kampala ausgerichtet. Diese machte darauf aufmerksam, dass der Nil und sein Abfluss stark von der Wasserregulation von tropischen Mooren im oberen Einzugsgebiet an den Großen Seen in Ost-Afrika beeinflusst ist und diese Gebiete zudem immense Kohlenstoffspeicher darstellen.

Wieviel Kohlenstoff potentiell in ihnen gespeichert ist, hatte das Greifswald Moor Centrum 2019 in einer Übersichtsstudie zur dortigen Moorverbreitung gezeigt und damit das Interesse der Anrainerstaaten des Flusses wecken können. Zur Veranstaltung im Januar kamen daher Regierungs- und Zivilgesellschaftsvertreter*Innen aus Tansania, Burundi, Ruanda, Uganda und Süd-Sudan. Sie können nun besser verstehen, wo Moore zu finden sind und wie sie funktionieren. Zu den Themen gehörten das klimafreundliche Management von Mooren sowie Wertschöpfungsketten für Produkte aus nassen Mooren.
Entlang des Nil wird Papyrus als weitverbreitete Moorpflanze traditionell geerntet und seine hochwertigen Fasern verarbeitet. Diese Form der Paludikultur reicht angesichts der wachsenden Bevölkerung nicht als Existenzgrundlage. Damit keine weiteren Flächen entwässert werden, gilt es die Nutzung weiterzuentwickeln. Darüber waren sich die Regierungen der Region zum Abschluss der Konferenz einig. Die Succow Stiftung arbeitet mit Partnern und Unternehmer*innen im Projekt DIAPOL-CE schon an kreativen Ideen dafür.

Save the Date: "Moorschutz ist Klimaschutz" 28. März 2022 / Berlin

Ernte von Nasswiesenheu (Bild: Tobias Dahms)

Für die Klimaziele 2030: Was jetzt auf Moor passieren muss

18/1/2022 Zur Konferenz Moorschutz ist Klimaschutz am 28. März 2022 in Berlin laden das Greifswald Moor Centrum (GMC) und der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) herzlich ein.
Bis zum Jahr 2030 sollen die jährlichen Treibhausgasemissionen aus Moorböden um fünf Millionen Tonnen CO2-Äquivalente reduziert werden. Doch wie lässt sich das erreichen?
Wiedervernässung ist nachweislich eine Schlüsselmaßnahme zur Verringerung der hohen THG-Emissionen aus Mooren. Die standortgerechte nasse Nutzung (Paludikultur) bietet eine Möglichkeit, eine Bewirtschaftung weiter zu führen. Darüber diskutieren Wissenschaftler, Praktiker und Politiker,  u.a. Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) und Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL, angefragt).
Das gemeinsame Projekt "MoKli- Moor- und Klimaschutz mit Landnutzern realisieren" von GMC und DVL möchte Ihnen auf der Konferenz vielfältige Lösungsansätze anhand von Praxisbeispielen vorstellen. Das Programm beinhaltet auch Diskussion darüber, wie diese in den nächsten Jahren als Teil der Klimaschutz-Strategien auf verschiedenen Ebenen zu einer großflächigen, beschleunigten und praxisorientierten Anwendung kommen können.
Die Konferenz richtet sich an Parlamentarier*innen, Vertreter*innen von Ministerien und Behörden aus Bund, Ländern und Kommunen, Verbändevertreter*innen aus Land- und Wasserwirtschaft, Klima- und Naturschutz sowie weitere Entscheidungsträger*innen. Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung ist online auf www.mokli.de möglich.

Neuer Fleischatlas wirft Blick auf Moor

Warum “Moormilch” schlecht ist fürs Klima  

7/1/2022 Der CO2-Fußabdruck von einem Liter „Moormilch“, egal ob bio oder nicht, ist fünfmal so hoch wie der von Milch von anderen Weiden – wie geht das? Den unsichtbaren Klimaschaden aus dem Zusammenhang von Tierhaltung, Nahrungsmittelproduktion und Boden erklärt Sabine Wichmann (GMC) im aktuellen Fleischatlas: Entwässerte und für Landwirtschaft genutzte Moorböden setzen den im nassen Zustand konservierten Kohlenstoff als CO2 in die Atmosphäre frei. Diese Emissionen verursachen einen hohen Klimaschaden und gehören in die Klimabilanz von Nahrungsmitteln. Für den Verbraucher ist dies bisher jedoch nicht erkennbar – eine Kennzeichnung würde hier helfen. In Deutschland machen diese Moorböden nur sieben Prozent der landwirtschaftlichen Fläche aus, doch ihre Entwässerung ist für 37 Prozent der Treibhausgasemissionen von Landwirtschaft und landwirtschaftlicher Landnutzung verantwortlich. In der gesamten EU sieht es ähnlich aus. 

O Sonnentau

Das Lied für ein mooriges Weihnachtsfest
23/12/2021

Sonnentau ist gerade im Winter ziemlich nützlich! Inhaltstoffe der kleinen fleischfressenden Moorpflanze helfen bei Husten und Lungenerkrankungen. In der Natur ist sie geschützt. Deswegen haben die Wissenschaftler*innen des Greifswald Moor Centrum daran geforscht, wie sich der Sonnentau auf wiedervernässten Mooren nachhaltig in Paludikultur anbauen lässt - das ist nicht nur gut gegen eine Erkältung, sondern auch gegen die Klimakrise. Hier eine Hörkostprobe für ein besonders mooriges Weihnachten mit Liedtext zum Einstimmen:

 

O Sonnentau
(O Tannenbaum)

O Sonnentau, o Sonnentau
wie schön sind deine Tröpfchen
Du glänzt ja nur im nassen Moos
Pracht und Schönheit grandios
O Sonnentau, o Sonnentau
wie schön sind deine Tröpfchen

O Sonnentau, o Sonnentau
du kannst mich gut kurieren
Du bist so klein und unscheinbar
Bei Husten hilfst du wunderbar
O Sonnentau, o Sonnentau
du kannst mich gut kurieren

O Sonnentau, o Sonnentau
Mein kleiner Mückentöter
Du klebst und tötest gnadenlos
Exo-Enzyme rigoros
O Sonnentau, o Sonnentau
Mein kleiner Mückentöter

Text: Dr. John Couwenberg

  

Können wir noch mal anfangen?

Moor neu kommuniziert in Kombination aus Wissenschaft + Gedicht
23/12/2021 unbezahlbar wie Atmen ist sind Moore, so beschreibt es Sylvia Geist in einem Gedicht, das nun in der Schriftenreihe des Greifswald Moor Centrum erschienen ist. „Können wir nochmals anfangen?“ fragt die Dichterin darin mehrmals. Besonders eindrücklich macht die Frage in der von ihr gelesenen Audioversion deutlich, dass wenig Zeit bleibt, die über Jahrtausende entstanden Moore und Kohlenstoffspeicher zu retten.
Das Gedicht entstand anlässlich der Konferenz „eins: zum andern“ vom 16. bis 18. September 2021 in München, einem Gesprächsexperiment zwischen Lyrik und Wissenschaft. Im Vorfeld hatten sich Dichter*innen und Wissenschaftler*innen zu ausgewählten Begriffen ausgetauscht und Denk- und Herangehensweise der jeweils anderen kennengelernt. Dass Greifswald Moor Centrum hat Sylvia Geist ins Moor geführt, die wiederum hat das Thema in Verse geformt. Ein neuer, ungewöhnlicher Weg der Wissenschaftskommunikation, den das Greifswald Moor Centrum gerne beschritten hat.

Organische Böden der EU-Länder - richtig erfasst?

Kritischer Blick auf Berichterstattung der Treibhausgase

21/12/2021 Die EU-Mitgliedsstaaten unterscheiden sich stark in der Qualität ihrer Kartierung von organischen Böden und der Schätzung der damit verbundenen Emissionen - das bilanzieren Nina Martin und John Couwenberg in einem neuen Paper Organic soils in national inventory submissions of EU countries. Erschienen ist es inn der Schriftenreihe des Greifswald Moor Centrum. Der Bericht wirft einen kritischen Blick auf die UNFCCC-Treibhausgasberichterstattung über Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten organischen Böden für alle EU-Länder (und dem Vereinigten Königreich). Er präsentiert eine umfassende Analyse auf der Grundlage der im Jahr 2020 veröffentlichten Inventardaten der Länder. Zu Mängeln in der Berichterstattung macht der Bericht Verbesserungsvorschläge. Wichtig sei vor allem das konsequente Verwenden des IPCC Wetlands Supplement (IPCC 2014), betont der Bericht. Zusätzlich enthält er auch konkrete Flächendaten und korrigierte Zahlen. Die Zahlen wurden für alle EU-Länder zusammengestellt und sind in einer separaten Tabelle (xls-Datei) verfügbar.

Für alle zum #Weltbodentag:

Wunderschöne Moor-Illustrationen!

05/12/2021 Komplex, verständlich und schön – mit Hilfe der Illustratorin Sarah Heuzeroth hat das Greifswald Moor Centrum Moor ins Bild gesetzt und das dreimal – intakt, entwässert und in einer zukünftigen Nutzung in Paludikultur. Wie Torf sich unter Wasserabschluss bildet, wieviel Kohlenstoff dabei gespeichert werden kann, welche Tiere in diesem nassen Lebensraum leben und wie schön dieser ist, zeigt die Illustration des intakten Moores. Wieviel CO2 dagegen aus entwässerten Mooren in Nutzung als Grünland und Acker entsteht, wie groß der Fußabdruck der damit verbundenen Milchprodukte ist, verdeutlicht die Illustration zu entwässerten Mooren. Eine dritte Illustration zeigt, was Moore in Paludikultur bieten können: Fläche für Landnutzung durch den Menschen, neuen Lebensraum für seltene, spezialisierte Moorpflanzen und -tiere und einen reaktivierten Kohlenstoffspeicher für mehr Klimaschutz. Die Illustrationen stehen auf der Website des Greifswald Moor Centrum kostenfrei zum Download. Damit viele Moorinteressierte die Illustrationen nutzen können, gibt es diese auch auf Englisch und in Kürze auch auf Französisch, Polnisch, Russisch und Spanisch. Zusammengefasst liegen die Illustrationen in der deutschen Version auch als Poster vor. Zudem haben wir mit Sarah Heuzeroth vier Motive als Postkarten entwickelt. Neben Seggenrohrsänger, Rohrkolben und Torfmoos zeigt ein Torfprofil, welche Pflanzenreste sich in welchen Torfschichten finden lassen – inklusive Tiefen- und Zeitangabe. Das Material steht allen Interessierten lizensiert unter Creative Commons CC BY-NC-ND zur Verfügung.